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Remixer #40 Martin Højland (Den Sorte Skole): „Wir hoffen die Dinge ändern sich“

In der Serie “Remixer/in” geht es um Menschen und ihre Erfahrungen und Einstellungen zum Thema Remix und Remix-Kultur. Dieses Mal: Martin Højland vom DJ Kollektiv Den Sorte Skole.

Martin

Martin Højland

Den Sorte Skole ist ein Kopenhagener Kollektiv aus DJs, Produzenten und Komponisten, das von Simon Dokkedal, Martin Fernando Jakobsen und Martin Højland in 2003 gegründet wurde. Kürzlich veröffentlichten sie mit „Lektion III“ ein Album bestehend aus über 10.000 Samples von mehr als 250 alten Vinyl-Platten. Das Album ist als kostenloser Download verfügbar.

Könntest Du kurz etwas zu Eurem künstlerischen Werdegang erzählen?

Wir begannen gemeinsam auf vier Plattenspielern aufzulegen und starteten damit mehrere Schichten von Tracks übereinanderzulegen. Daraus entstand 2005 unser erstes Mixtape, Lektion #1, mit vielen HipHop-Mashups. Darauf folgte 2008 Lektion #2, das immer noch ein Mixtape aufgenommen von Plattenspielern war, allerdings dieses Mal mit sechs Sets und einer vielfältigeren Auswahl an Musik – alles von klassischem HipHop über Old-School-Jungle, türkisch-anatolischen Rock und klassische Musik. Und im letzten Jahr haben wir schließlich Lektion #3 veröffentlicht, ein komplett sample-basiertes Album erstellt aus Tausenden von Samples von Platten aus über 50 Ländern auf sechs Kontinenten.

Was macht für Dich einen guten Remix aus?

Ein guter Remix ist oft einer, der das Verständnis von einem Track umkehrt aber seine Kernbotschaft intakt lässt. Ich liebe es also, wenn ein Remixer einen kleinen speziellen Teil eines Tracks herausgreift und diesen zur Basis seines Remixes macht. Ein bisschen wie einen im Track versteckten Edelstein zu samplen und ihn auf dem neuen Track so richtig zum funkeln bringen.

Auf welche Weise verwendet ihr Werke anderer Kunstschaffender?

Wie bereits erwähnt haben wir mit Mashups und Re-Edits begonnen. Jetzt machen wir gesampelte Musik. Wir graben aus, wir schneiden und wir setzen Tausende kleinster Soundbits in neue Tracks zusammen. Und wir versuchen das auf eine Weise zu tun, sodass man das musikalisch nicht hört. So kann die „neue“ Musik auch für sich alleine stehen. Wir versuchen die Illusion einer globalen Geisterband zu erzeugen, die über Zeit und Raum hinweg entsteht.

Habt ihr jemals ein Werk nicht verwendet, aus Sorge über rechtliche Folgen?

Nicht wirklich. Wir listen unsere Samples immer auf, weswegen es gefährlich ist egal wen wir sampeln. Allerdings versuchen wir die Ohren der Menschen für Musik zu öffnen, die sie sonst nie gehört hätten und suchen deshalb nach unbekannten oder zumindest weniger bekannten Samples. Wir versuchen unsere Kreativität nicht durch Gesetze einschränken zu lassen.

Hattet ihr jemals rechtliche Probleme im Bezug auf Eure Arbeit?

Einige Monate nachdem wir unser zweites Mixtape, Lektion #2, veröffentlicht hatten, erhielten wir einen Brief der dänischen Zweigstelle der IFPI, die uns „freundlich“ baten sämtliche Aktivitäten bezüglich des Verbreitung unserer Musik einzustellen. Das war ein sehr, sehr großer Schlag für uns weil wir gerade anfingen durch die Decke zu gehen in Dänemark! Wir nahmen unsere Webseite vom Netz und Lektion #2 ist seit weder als LP noch als CD erhältlich. Seit damals ist der politische Aspekt unserer musik sehr wichtig für uns und wir hoffen wirklich dass sich die Dinge ändern.

Was haltet ihr von der Idee, ein Recht auf Remix mit Vergütung für die verwendeten Werke einzuführen?

Ich glaube dass ist der einzige zukunftsträchtige Weg. Jeder hat heute die Mittel zu remixen bei der Hand. Die Menschen remixen ohnehin die ganze Zeit! Also warum das nicht regeln, dass Schöpfer des ursprünglichen Werkes profitiert? Die jüngere Generation sieht das aus einer völlig anderen Perspektive. Sie sind mit modernen Technologien aufgewachsen für schneiden, einfügen, verwenden, wegwerfen etc. etc. Sie verstehen einfach nicht, wo das Problem ist.

Zum Abschluss, was ist Dein persönlicher Lieblingsremix?

Neros remix of The Streets Blinded By the Lights ist der absolute Hammer. Ich weiß, er ist alt, aber besser geht einfach nicht.



Leonhard Dobusch in Interview
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