Remixer (3) DJ Morgoth: „Wollte meinem Vater keinen Rechtsstreit antun“
In der Serie “Remixer/in” erzählen Menschen über ihre Erfahrungen und Einstellungen zum Thema Remix und Remix-Kultur. Dieses Mal DJ Morgoth. Der 28jährige Berliner zog nach dem Studiumsabschluss als „Wirtschaftsflüchtling“ nach Frankfurt am Main und produziert seit 2006 in seiner Freizeit Mashups, die er kostenlos über seine Webseiten zum Download anbietet. Im Jahre 2007 gründete er das Online-Label „Mash-Up Your Bootz“ gegründet. Unter diesem Label erscheint monatlich ein kostenloser Party-Sampler mit den neuesten und bestens Mashups aus der Netzszene. Nach 6 Jahren gibt es bereits mehr als 70 Volumes, zahlreiche Specials und jährliche Best-Of-Compilations mit weit über 1.000 Mashups. Alles kostenlos.
Was macht für Dich einen guten Remix aus?
Ich finde es musikalisch sehr reizvoll verschiedene Stilrichtungen und Zeitalter miteinander zu kombinieren. Dazu gehört sicher auch eine gewisse Prise Humor.
Auf welche Weise verwendest Du selbst Werke Dritter?
Für meine Mashups benutze ich immer nur bestimmte Teile von Werken Dritter, z.B. Instrumentalversionen und Gesangspuren bekannter und weniger bekannter Musikstücke, je nach Bedarf einzelne Songelemente/-spuren (z.B. Gitarrenspur Song A, Bassspur Song B, Schlagzeug Song C und Gesangsspur Song D).
Hast Du schon einmal aus nur aus rechtlichen Gründen ein Sample oder ähnliches nicht verwendet und warum?
Bisher nicht. Alles was mir zur Verfügung steht und was ich benutzen möchte, verwerte ich auch.
Wurdest Du schon einmal abgemahnt oder hattest rechtliche Probleme wegen Deiner künstlerischen Tätigkeit? Und sonst?
Indirekt ja. Von ca. 2007 bis 2010 habe ich meine Mashups auf dem Server meines Vater gehosted und kostenlos zum Download angeboten. Er bzw. wir erhielten ein standardisiertes Massenabmahnungsschreiben einer bekannten Kanzlei. Das Schreiben nahm dabei keinen Bezug auf den Aspekt, dass ich Remixe/Mashups zum Download anbiete und nicht die Originalwerke. Die geforderte Unterlassungserklärung haben wir nicht unterzeichnet. Wir sind aber auch nicht in den Rechtsstreit gegangen, da ich dieses meinem Vater nicht antun wollte.
Mittels eines eigenen Rechtsanwaltes haben wir uns schließlich außergerichtlich geeinigt. Seit diesem Zwischenfall nutze ich kostenlose One-Click-Hoster für meine Mashups. Zusätzlich kann ein betroffene Urheber über meine Webseite mit mir Kontakt aufnehmen und mir mitteilen, dass er mit der Verwendung seines Werkes nicht einverstanden ist. In diesem Fall würde ich das entsprechende Mashup offline stellen. Dieses ist bislang nicht vorgekommen.
Was hältst Du von der Idee, ein vergütetes Recht auf Remix einzuführen?
Ich finde diese Idee sehr ansprechend auch wenn ich weiß, dass dieser Weg sehr lang werden könnte. Da ich Mashups immernoch als großes Hobby bezeichne bräuchte ich noch nicht einmal ein vergütes Recht. Ein Recht auf Remix würde mir schon einmal reichen. In der heutigen Internet- und Medientkultur ist dieses sowieso überfällig.
Zum Abschluss, was ist Dein persönlicher Lieblingsremix?
An dieser Stelle, möchte gern 2 nennen:
- Einen von mir selbst: DJ Morgoth – BlurDemmi [Blur vs. Deichkind]
- Sowie ein Mashup, welches mich maßgeblich inspiriert hat: Party Ben – Boulevard Of Broken Songs [Green Day vs. Oasis vs. Travis vs. Aerosmith]
Leonhard Dobusch in Interview
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Schlagwörter: DJ Morgoth, Mashups, Remixer, remixer/in
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Remixer (3) DJ Morgoth: “Wollte meinem Vater keinen Rechtsstreit antun”
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