Remixer #29 Hartmut Gieselmann: „Vor allem muss es grooven!“
In der Serie “Remixer/in” geht es um Menschen und ihre Erfahrungen und Einstellungen zum Thema Remix und Remix-Kultur. Dieses Mal: Hartmut Gieselmann.
Hartmut Gieselmann arbeite tseit rund 13 Jahren für das Computermagazin c’t aus Hannover. Als Redakteur kümmert er sich im Ressort Audio/Video neben Musik-Soft- und -Hardware auch noch um die Entwicklung von Videospielen.
Inwieweit verfügen Sie selbst über Erfahrungen als Remixer?
In der Theorie über den Test von Geräten schon länger. Selbst als Remixer unter dem Namen „Goat of Neptune“ bin ich erst Anfang des Jahres aktiv geworden. Gute Remixe kosten viel Zeit, und die wird bei mir erst jetzt langsam frei, wo meine Tochter aus dem Gröbsten raus ist.
Was macht für Sie einen guten Remix aus?
Er muss sich vom Original unterscheiden, aber trotzdem den Kern des Songs musikalisch unterstützen. Er muss von vorne bis hinten eine Spannungskurve halten, darf sich nicht wiederholen. Und vor allem muss es grooven.
Haben Sie schon einmal aus nur aus rechtlichen Gründen ein Sample oder ähnliches nicht verwendet und warum?
Ich bediene mich der Einfachheit halber kommerzieller Loop-Sammlungen, die die Nutzungsrechte beim Kauf einräumen. Sie ersparen mir viel Zeit, von der ich viel zu wenig habe, die ich dann in den Remix stecken kann. Ich finde es auch wichtig, dass Musiker für ihre Loops entlohnt werden. Da steckt eine Menge Arbeit drin und ich als Remixer möchte auch morgen noch gutes Material bekommen.
Wurden Sie schon einmal abgemahnt oder hatten rechtliche Probleme wegen Ihrer künstlerischen Tätigkeit?
Ich achte streng darauf, nur Material zu verwenden, für das ich auch die Rechte habe. Natürlich würde ich auch gerne meine Remixe, die ich zu Wettbewerben einreiche, anderweitig veröffentlichen. Dazu kann man dann die Urheber direkt kontaktieren.
Sie betreuen für das Computermagazin c’t den Remix-Wettbewerb „Game Over“. Warum veranstaltet ein Computermagazin einen Musikremix-Wettbewerb?
Die Art wie Leute Musik machen hat sich in den letzten Jahren verändert. Was in den 80ern die Garage für den Punk-Rock war, ist heute der Laptop für den Dance-Track. Wir wollen unsere Leser animieren, selbst am Rechner kreativ zu werden und nicht bloß zu konsumieren. Die Gelegenheit bot sich, als ich Achim Kück traf und er gerade sein neues Album einspielte. Erst als mein Remix von „Game Over“ fertig war, kamen wir auf die Idee des Wettbewerbs und er läuft den ersten Reaktionen nach zu urteilen hervorragend an.
Was halten Sie von der Idee, ein vergütetes Recht auf Remix einzuführen?
Ich würde es begrüßen, wenn der Prozess vereinfacht würde. Davon würden Remixer wie Urheber profitieren. Letztlich geht es ja um Aufmerksamkeit, und je mehr Remixer einen Song bearbeiten, desto mehr Aufmerksamkeit bekommt er. Aber die Vergütung muss geregelt sein, sonst gibt es bald keinen Nachschub an guten Songs mehr. Eine Möglichkeit wäre, wenn Musiker ihre Songs in einzelne Loops und Spuren zerteilen und mit den nötigen Rechten fertig als Remix-Material verkaufen würden. Da waren die Nine Inch Nails vor einigen Jahren echte Vorreiter.
Zum Abschluss, was ist Ihr persönlicher Lieblingsremix?
Ich selbst bin auf meinen Remix von „Stompa“ von Serena Ryder besonders stolz, den ich damals bei Indaba eingereicht, aber leider nicht gewonnen habe. Aber das Feedback von den übrigen Musikern war phänomenal.
Leonhard Dobusch in Interview
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Schlagwörter: c't, remixer/in, Wettbewerb
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