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Remixer #51 Addictive TV: „Bilder haben ihren eigenen Rhythmus“

In der Serie “Remixer/in” geht es um Menschen und ihre Erfahrungen und Einstellungen zum Thema Remix und Remix-Kultur. Dieses Mal: Addictive TV.

logo-addictive-tvGraham und Mark sind die Remix- und Mashup-Künstler hinter Addictive TV. Sie samplen die verschiedensten Typen von Video- und Audiomaterial um damit neue Werke zu erstellen.

Könnt ihr euch kurz vorstellen und etwas über eure Arbeit erzählen?

Graham: Wir sind Addictive TV, wir sind zu zweit, ich bin Graham und das ist Mark. Wir sind Audio-Video-Remixer und Mashup-Künstler und wir machen unsere Musik mittels Sampling. Wir tun das bereits seit längerer Zeit und waren ein Teil der frühen Pioniertag dieser Szene vor rund 15 bis 20 Jahren. Wir samplen Filme, TV, Konzertmitschnitte, Musikvideos oder sogar Fußball und erzeugen neue Tracks und Mashups von diesen Samples, indem wir Audio und Video zusammenbelassen. Ein gutes Beispiel ist der Track „Beam Up The Bass“, bei dem wir die klassische Star-Trek-Serie remixen – alle diese fantastischen 1960er Jahre Sounds von Phasern, Kommunikatoren und gebeamten Menschen, bis hin zu den Schiebetüren der Enterprise; wir haben unseren Track erstellt in dem wir alle diese Sounds verwendet haben, aber gleichzeitig die Bilder mitübernommen haben – wenn man die Musik hört, sieht man also auch die Töne.

Mark: Ja, in diesem unserem Stil haben wir über die Jahre eine Vielzahl alternativer Trailer für Filme von Hollywood Studios wie Paramount oder 20th Century Fox wie Fast&Furious oder Slumdog Millionaire erstellt und vor längerer Zeit waren wir auch in die Entwicklung der DVD Turntables durch Pioneer involviert. Mein eigener Hintergrund ist der eines Mashup-DJs und -Produzenten seit den frühen 2000er Jahren. Ich firmiere dort unter dem Namen Go Home Productions und habe Remixes für Künstler wie David Bowie, Alicia Keys, Gang of Four oder Kasabian produziert und bin tatsächlich für das erste, offiziell geklärte Mashup-Album „Mashed“ von EMI vor etwa zehn Jahren verantwortlich – Remixen liegt mir also im Blut!

Was macht für Euch einen guten Remix aus?

(more...) Leonhard Dobusch in Interview
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Remixer #47 Martin Butz: „Ein sehr grundsätzliches kulturelles Konzept“

In der Serie “Remixer/in” geht es um Menschen und ihre Erfahrungen und Einstellungen zum Thema Remix und Remix-Kultur. Dieses Mal: Der Autor und Coach Martin Butz (HFK Bremen)

Martin Butz

Martin Butz

Martin Butz arbeitet als Coach, Autor für das Radio, bloggt ab und an auf mkblog.org und unterrichtet von Zeit zu Zeit als Lehrbeauftrager, zuletzt an der HFK Bremen.  Parallel dazu ist er für ein IT-Unternehmen im Bereich Lernen via Internet und Personalentwicklung in Ulm tätig: als Projektmanager, Designer und auch im Marketing.

Du hast für den Deutschlandfunk ein Feature zum Thema „Pop will eat itself – Vom Musikmachen mit Musik: Remix, Plagiat und Copyright“ erarbeitet, das am 16.11.2014 ausgestrahlt wird. Worum geht es?

Ich beschäftige mich schon seit einigen Jahren mit dem, was man Remix-Theorie nennen könnte. Mich interessieren verschiedene Fragen in diesem Umfeld. Z.B. wie funktionieren Kreativität und kulturelle Fortschreibung? Was ist dran an dem Schlagwort „Everything is a remix“? Welche Formen der kreativen Aneignung gibt es? Da ich früher viel Musik gemacht habe und auch die Musikwissenschaft mir nicht fremd ist, lag es nahe, einmal das zu untersuchen, was landläufig und oft vorschnell als musikalisches Plagiat bezeichnet wird. Der „New Grove Dictionary“, die Standardreferenz der Musikwissenschaftler, enthält übrigens keinen eigenständigen Artikel zum Thema „plagiarism“. Allerdings einen sehr umfangreichen mit dem Titel „borrowing“. Dies ist schon ein deutlicher Hinweis darauf, dass musikalische Übernahmen, Referenzen und Aneignungen mit Klauen meist wenig zutun haben. Vielmehr handelt es sich um ein sehr grundsätzliches kulturelles Konzept.  Im Feature lag es mir am Herzen, diese These hörbar zu machen; so gut das eben in knapp einer Stunde möglich ist, ohne wissenschaftlich trocken und pädagogisch belehrend zu werden. Der rechtliche Aspekt spielt meist eine Rolle, wenn es ums Geld geht, oder anders gesagt: Seitdem Musik kommodifiziert wird.

(more...) Georg Fischer in Interview
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Remixer #46 Morgan Crozier (Dontsample.me): „Sehr aufwändig“

In der Serie “Remixer/in” geht es um Menschen und ihre Erfahrungen und Einstellungen zum Thema Remix und Remix-Kultur. Dieses Mal: Morgan Crozier, Gründer von dontsample.me.

Morgan Crozier

Morgan Crozier

Morgan Crozier ist ein 23jähriger Musiker und lebt derzeit in Austin, Texas. Er beschäftigt sich immer schon auf verschiedene Art mit Musik, von Anfängen auf einem Yamaha Keyboard bis hin zu verschiedenste andere Facetten zwischen Studio- und Liveproduktionen. In den letzten Jahren produzierte und veröffentlichte er Musik unter dem Namen „Galvanix“.

Aus Deiner Perspektive, was macht einen guten Remix aus?

Meine Lieblingsremix sind so umgearbeitet, das ein völlig anderer Sound als zuvor entsteht, zum Beispiel den Song in ein neues Genre bringen oder ein anderes Tempo. Ich finde es ist wirklich großartig, wenn der Remix eines Songs für sich selbst musikalisch relevant ist, aber die Originalmelodie, egal ob als gesungene Passage oder als Riff, auf neue Weise verwendet und so einem Song neues Leben einhaucht, den die vielleicht schon lange nicht mehr gehört oder auch nur gedacht hast. Es ist auch toll, wenn jemand beispielsweise einen kommerziellen Popsong nimmt und ihn in etwas wiedererkennbares aber komplett anderes tranformiert und damit auf ein neues Publikum abzielt, das das ursprüngliche Werk nicht gehört hätte.

(more...) Leonhard Dobusch in Interview
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Neues Exponat und neues Interview: „Und alle so Yeaaah!“

Seit der Eröffnung des digitalen Remix.Museums gab es eine ganze Reihe von Presseberichten, interessanterweise vor allem auf diversen Radiosendern (u.a. von Deutschlandradio über 1Live bis hin zu einem langen Gespräch bei Corax). Seit letzter Woche ist das Remix.Museum wie angekündigt auch bereits weiter gewachsen, Lorenz Gilli von der Universität Siegen hat das Exponat „Why don’t you“  von Gramophonedzie beigesteuert (siehe auch Embed).

Bei arte.tv wiederum ist unter dem Titel „Und alle so Yeaah“ ein lesenswertes und ebenfalls mit Videosequenzen bestücktes Interview von Thilo Kasper mit dem Kurator der Meme-Sammlung des Remix.Museums Dirk von Gehlen erschienen.  Letzter vergleicht dort Meme mit Zeitungskarikaturen:

(more...) Leonhard Dobusch in Presse
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Remixer #12 Marcus Maack: „Zu einem großen Teil bekommen die Künstler Nichts“

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Marcus Maack (Foto: Anne Oschatz)

In der Serie “Remixer/in” erzählen Menschen über ihre Erfahrungen und Einstellungen zum Thema Remix und Remix-Kultur. Dieses Mal: Marcus Maack.

Marcus Maack ist als DJ unter dem Namen Der Vinylizer unterwegs. Auf ByteFM zeichnet er für Sendungen wie „BTTB – Back To The Basics“ und „All Samples Cleared!?“ verantwortlich. Außerdem ist er Mitveranstalter der Basspartyreihe „WobWob!“ und Resident im Mojo Club.

In Deinen oder anderen Sendungen auf ByteFM werden bestimmt auch manchmal Remixes oder Mashups gespielt, die es so nirgends zu kaufen sondern nur im Netz als Download gibt. Wie werden in so einem Fall die Rechte geklärt?

Gute Frage. Wenn jemand Musik bei SoundCloud anbietet, muss er beim Upload bestätigen, dass er die Rechte an der Musik hält. Dementsprechend gehe ich beim Einsatz davon aus, dass ich das problemlos spielen darf. Ob wir als Radiosender überhaupt Rechte klären müssen, ist mir unklar. Immerhin gibt es ja die GEMA-Vermutung, die besagt, dass ich – wenn ich GEMA-freie Musik spielen möchte, der GEMA beweisen muss, dass die Musik GEMA-frei ist. Im Umkehrschluss würde ich vermuten, dass diese Vermutung auch für mich gilt, und ich mir keine Gedanken darüber machen muss, ob die Musik die ich spiele von der GEMA überhaupt abgedeckt wird oder nicht. Soweit ich weiß ist die GEMA dafür zuständig, dass die Künstler ihren Anteil bekommen. Dafür zahlen wir GEMA-Gebühren und geben entsprechende Tracklistings unserer Sendungen ab. Wobei ich mich seit Jahren frage, wieviel Geld die von mir gespielten Künstler letztendlich von den von uns gezahlten Gebühren bekommen. Ich würde wetten: Zu einem großen Teil bekommen die von mir gespielten Künstler Nichts.

Und wer bekommt dann die GEMA-Gebühren?

(more...) Georg Fischer in Interview
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Remixer (2) DJ Bionic Kid: „Remix macht einen wesentlichen Teil der elektronischen Musikproduktion aus“

Waxolusionists (Bild: Bubu Dujmic)

Waxolusionists (Bild: Bubu Dujmic)

In der Serie “Remixer/in” erzählen Menschen über ihre Erfahrungen und Einstellungen zum Thema Remix und Remix-Kultur. Dieses Mal: DJ Bionic Kid, der seit 1993 als DJ und seit 1997 als aktiver Musiker und Produzent tätig ist, vor allem als Teil des Wiener Hip-Hop-Kollektivs der Waxolutionists.

Was macht für Dich einen guten Remix aus?

Je nachdem, welchen Zweck der Remix erfüllen soll – ein tanzbarer Remix für einen Kuschelrocksong oder eher ein künstlerischer, experimenteller Remix für genau das umgekehrte – gibt es für mich verschiedene wichtige Aspekte. Im Grunde nutzt bzw. abstrahiert ein guter Remix die Originalspuren so, dass das original zu erkennen ist, der Remix aber gleichzeitig trotzdem wie ein neuer Track klingt, vom alten Charme vielleicht Teile beinhaltet, aber auch den (im besten Fall) unverwechselbaren Stil des Remixers unschwer erkennen lässt. Wenn man hört, dass sich jemand Mühe gegeben hat und musikalisch gearbeitet hat, dann zeichnet das ebenfalls einen guten Mix aus. Viele Remixarbeiten sind leider oft nach Schema F produziert, oft geht es eher um den Namen des Remixers als um den tatsächlichen Inhalt.

Auf welche Weise verwendest Du selbst Werke Dritter?

Ich habe mit Hiphop und Konsorten begonnen, ergo war bzw. ist Sampling ein ganz natürlicher Teil meiner Arbeit. Allerdings arbeite ich nicht gerne mit ganzen Loops oder größeren, sprich längeren Samples. Anders als bei frühen Hiphop-Tracks, manipuliere ich sehr gerne Samples, arbeite mit komplexeren Sample-Layers und versuche die Samples mit selbst Eingespieltem so zu kombinieren, dass man am Ende nicht weiss, was ist was.

Hast Du schon einmal aus nur aus rechtlichen Gründen ein Sample oder ähnliches nicht verwendet und warum?

Ich habe bisher nur bei kommerziellen produktionen, z.B. für Werbe-Jingles, auf die Verwendung von Samples verzichten müssen. Bei meinen bzw. unseren Eigenproduktionen ist das eigentlich hinfällig, wir bewegen uns fern ab von kommerzieller Nutzung, dafür reichen die verkauften Stückzahlen nicht aus.

(more...) Leonhard Dobusch in Interview
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„Es ist ein weiter Weg bis dahin, dass die Leute begreifen, dass das Urheberrecht in seiner herkömmlichen Form keinen Sinn ergibt.“

Dieses Interview mit Lawrence Lessig zum zehnten Geburtstag von Creative Commons ist zuerst im „Jahrbuch Netzpolitik 2012 – Von A wie ACTA bis Z wie Zensur“ erschienen.

netzpolitik.org: Sicher hast du diese Frage schon viel zu oft beantwortet, aber warum habt ihr Creative Commons gegründet?

Lawrence Lessig:
Der konkrete Anlass war, dass wir damals den Fall Eldred vs. Ashcroft verhandelten, und Eric Eldred war skeptisch, ob wir den Fall gewinnen könnten. Und er sagte, er wolle sicherstellen, dass bei der Verhandlung nicht bloß ein verlorener Fall vor dem Supreme Court heraus käme, sondern dass daraus ein tragfähiges Fundament entstehen würde für das, was wir heute Freie Kultur nennen.

Ich fand das richtig; und ich erkannte (was noch wichtiger war), dass wir, um jemals echte Veränderungen zu bewirken, bei den Menschen selbst auf Verständnis hinwirken müssten. Das hier würde sich nicht von oben verordnen lassen, es würde von unten wachsen müssen. Also begannen einige von uns darüber zu sprechen, wie man so eine Bewegung schaffen könnte, um diese Idee umzusetzen: Wie man Menschen in die Lage versetzen könnte, zu zeigen, dass sie an keines der beiden Extreme glauben – weder an perfekte Kontrolle noch an den Verzicht auf sämtliche Rechte. Und das war die Initialzündung für Creative Commons.

netzpolitik.org: Es gab doch schon mehrere Open-Content-Lizenzen. Warum habt ihr eigene CC-Lizenzen entwickelt, statt zum Beispiel die bestehenden Lizenzen der Free Software Foundation zu unterstützen?

Lawrence Lessig: Das hatte zwei Gründe.

(more...) Gastbeitrag in Allgemein, Recht
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