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Remixer #41 Iain Robert Smith: „Eine lange Geschichte kultureller Anleihen“

In der Serie “Remixer/in” geht es um Menschen und ihre Erfahrungen und Einstellungen zum Thema Remix und Remix-Kultur. Dieses Mal: Iain Robert Smith.

Iain-Smith

Iain Robert Smith

Iain Robert Smith ist Lektor in Filmwissenschaft an der University of Roehampton in London. Er ist Autor des in Erscheinung befindlichen Buchs „The Hollywood Meme“ (Edinburgh University Press, 2014) und liefert damit eine erste umfassende Studie unlizenzierter Adaptionen amerikanischer Filme und Fernsehserien, von einer türkischen Version von Star Trek bis zur Bollywood-Version von Reservoir Dogs. Er ist außerdem Herausgeber der Sonderausgabe des Open-Access-Journals Scope zum Thema „Cultural Borrowings: Appropriation, Reworking, Transformation„, das eine Vielfalt an Forschung zu Adaptionen, Remakes und digitalen Video-Remixes beinhaltet.

Aus Deiner Perspektive, was macht einen guten Remix aus?

Im Bereich digitaler Video-Remixes ist es meiner Meinung nach das zugrundeliegende Konzept, das einen guten Remix ausmacht. Die Ausführung kann an den an den Rändern ruhig ein wenig roh sein, solange die zentrale Idee stark ist. Es gibt eine Vielzahl von Remixes die sehr gut gemacht sind aber herausragend sind solche, wo eine großartige Idee im Zentrum steht.

Was sind die wichtigsten Ergebnisse Deiner Forschung zu Remixpraktikem im Bereich der internationalen Filmindustrie? 

Mit meinem Buch „The Hollywood Meme“ zeige ich, wie zeitgenössische Remixpraktiken wie Fan-Filme in einer langen Geschichte kultureller Anleihen quer durch das Weltkino wurzeln. In einer Zeit, in der Hollywood populäre Franchises wie Batman oder Captain America für globale Zielgruppen quasi neu verpackt, lenkt das Buch die Aufmerksamkeit auf eine Reihe von Beispielen wo andere Industrien ihre eigenen unlizenzierten Um- und Nacharbeiten produziert haben, von der philippinischen Musical-Komödie Alyas Batman en Robin (1993) bis hin zu dem türkischen Actionfilm 3 Dev Adam (1973, siehe Embed), wo Captain America und Santo der Wrestler sich gegen einen bösen Spiderman zusammenschließen.

Wie verwendest Du selbst Werke von anderen in Deiner Arbeit?

Zu den spannendsten Trends in der Filmwissenschaft zählt derzeit, dass Wissenschaftler beginnen eigene Video-Essays zu produzieren. Wir schreiben nicht mehr nur über Kino sondern wir verwenden das Medium selbst um unsere eigene audiovisuelle Kritik zu erstellen. Tatsächlich ist es so, dass wir das inzwischen in unsere Filmwissenschaftskurse an der Universität Roehampton in London integrieren, weil wir glauben, dass es für unsere Studierenden wichtig ist sich unmitelbar mit diesen Remixpraktiken auseinanderzusetzen.

Hast Du schon einmal Werke aus rechtlichen Gründen nicht verwendet und warum? 

Eine der praktischen Dinge, die Video-Essays mit sich bringen, ist dass eine Menge an rechtlichen Fragen rund um die verwendeten Ausschnitte urheberrechtlich geschützter Film aufgeworfen werden. Wir verwenden die Sequenzen zum Zwecke der Kritik und berufen uns dafür auf Fair use, aber es sicherlich etwas was ich mitdenke.

Hattest Du schon einmal rechtliche Probleme im Bezug auf eine  Deiner Arbeiten? 

Einige Male hat YoutTube meine Videos vorübergehend blockiert, weil ich urheberrechtlich geschütztes Material verwendet hatte, aber ich habe das immer auf Basis von Fair use zurückgewiesen.

Was hältst Du von der Idee, ein Recht auf Remix mit Vergütung für die verwendeten Werke einzuführen?

Ich halte das für eine fantastische Idee und etwas, das auch dringend benötigt wird, angesichts der steigenden Bedeutung von Remix für zeitgenössische Kulturproduktion.

Zum Abschluss, was ist Dein persönlicher Lieblingsremix?

Während ich viele aktuelle Remixes liebe wie den Trend zu Mashup-Film-Trailern (Shining, 10 Things I Hate about Commandments, Brokeback to the Future et al), denke ich mein persönlicher Lieblingsremix muss der türkische Film „Dünyayı Kurtaran Adam“ (The Man Who Saved the World, 1982) sein. Der Film hat sich seinen Kultstatus als das „Türkische Star Wars“ verdient, weil der Regisseur Çetin Inanç echte Star Wars Footage in sein Werk hineingeschnitten hat, ähnlich wie viele aktuelle Fan-Filme.



Leonhard Dobusch in Interview
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